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Autobiographie einer Heizung Lyrics

Ich errinere mich an meinen Alten, der meinte: Deine Musik hört sich an, wie eine Mülltonne, die den Meiereiberg herunterrollt. Und ich errinere mich an meine Mutter, die meinte: Hört bitte auf! Ihr seid so rücksichtslos. Ich errinere mich an Rolf, der mir auf seinem Mofa entgegenkam. Was ist denn mit dir los? Das ist Punk man - lass dir die Haare schneiden! Ich errinere mich an meine Lederjacke, auf die ich hinten einen Fetzen Plastiktüte mit der Aufschrift BESSER LEBEN UND SPAREN geklebt, sowie GOTT G.m.b.H. Meine Mutter warf sie in den Mülleimer. Kannst du nicht mal aussehen wie alle anderen? Nein niemals, und ich errinnere mich auch warum: Meine Leistungen im Sport waren so ungenügend, dass ich beschloss, anders zu sein. Ganz klar gekränkte Eitelkeit. Komisch, dass das bis heute wirkt.
Ich errinnere mich an die B 52's. Why don't you dance with me? I'm not a Limburger. Think it over, roll it over in your mind. Und ich errinnere mich an die DEAD KENNEDYS. Too drunk to f***! Ich errinere mich an Freitagabende. An herumfahren auf dem Land. Nach einer Fete suchen. Das Bier klauen, den Kühlschrank leer klauen, vom Fetengeber einen Fußtritt in den Magen kriegen und sich in das mit laufendem Motor wartende Auto werfen. Der geklaute Joghurt zerläuft unter der Lederjacke. Ich erinnere mich an Fahrten nach Hamburg zum Konzert von GUN CLUB, FALL und KILLING JOKE. Ich war nicht begeistert, ich war verwirrt. Ich sah blöd aus und ich hab es geahnt.
Ich errinere mich an Kurzmanns, der sagte: Weisst du warum die Menschen so dumm sind? Weil sie b**sen, der Briefträger, die Lehrerin, der Bürgermeister, deine und meine Eltern. Wir sollten uns schwören niemals zu b**sen. Er brach den Schwur nur Tage später. Ich erinnere mich an LSD. An Scham, an Schuld. Daran wie ich mich selbst betrachtete und dachte: Was bist du nur für ein Mensch? Ich konnte mich nicht mehr mit normalen Menschen unterhalten. Ich hatte gelernt. Ich hatte in meine eigenen Abgründe gesehen. Ich hatte Angst gehabt. Mir war alles egal. Ich erinnere mich, dass mir alles so egal war, dass ich mich nicht mehr mit meinem Alten über Banalitäten streiten wollte. Sein Jähzorn steigert sich, da ich nicht widersprach, ins Unermessliche. Ich war erstaunt über meine Macht und machte reichlich Gebrauch von ihr. Und ich erinnere mich an Kurzmanns Mutter, die so verletzt war, dass sie uns etwas erzählte, dass wir nicht wissen durften. Sie sagte: Ich wünschte, ich wäre so dumm, wie alle anderen Frauen. Die werden von ihren Männern geschlagen und lieben sie trotzdem. Wenn ich dümmer wäre, müsste ich weniger leiden. Ich erinnere mich an einen Wind, der immer von vorn kam. An Kälte, an blasse Farben, an Apfelgärten. Ich erinnere mich daran, dass ich mich nicht erinnere.
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